Kurven verarbeiten

Um Wellen oder unschöne Schrägzüge bei Kurven zu vermeiden gibt es einen einfachen aber wichtigen Trick.
Dieser gehört zum Nàh-Know-How dazu wie das 1:1 in der Mathematik.

Damit deine runden Aussschnitte oder der Bogen bei der nächsten Kapuze auch schön flach liegen und sauber verarbeitet ist, zeige ich dir, wie du kurvige Nähte korrekt verarbeitest.

Es gibt grunsätzlich zwei Arten von Kurven:

1. Nach aussen gebogene Kurven (wie bei der Kapiuze)
2. Nach innen gebogene Kurven (wie bei einem runden Halsausschnitt)

Die Nahtstrecken beider Kurven liegen nach dem Verarbeiten in die entgegen gesetzte Richtung. Das hat zur Folge, dass die nach aussen gebogene Kurve auf kleinerer Strecke mehr Stoff erhält und die nach innnen gebogene Kurve eine grössere Strecke ausfüllen muss.

Im Bild oben siehst du, für das Beispiel mit der Kapuze, dass nach dem Wenden die Nahtlinie (rot) aussen liegt und die Nahtzugabe innen. Die Strecke der Nahtzugabe ist aber immer noch dieselbe, aber der innwändig vorhandene Platz ist weniger.
Wenn dies so belassen wird kommt es, gerade bei dickeren Stoffen, oft zu einer welligen Naht, da der überschüssige Stoff der Schnittkante “irgendwohin” muss.

Um keinen überschüssigen Stoff in der Nahtzugabe, und damit keine Wellenbildung, zu haben, wird in der Kurve kleine Triangel aus der Nahtzugabe rausgeschnitten. Dabei bis knapp vor die Nahtzugabe einschneiden. Bei dickerem Stoff können die Triangel näher, bei leichteren Stoffen weiter auseinander liegen. Auch auf die Art der Kurve kommt es an: bei engeren Kurven auch enger aneinanderliegene Triangel ausschneiden, bei flacheren Kurven breitere Triangel oder mit mehr Abstand zueinander zuschneiden. Wichtig ist, dass die Triangel auf der ganzen Strecke welche gekurvt ist rausgeschnitten werden.

Wenn die Kurve nun nach innen gewendet wird, so dass die rechte Stoffseite aussen liegt, schliessen sich die Triangel und das Zuviel an Stoff wurde damit eliminiert.. Die Naht liegt somit flach und wirft keine Wellen.

Bei dicken Stoffen oder bei mehreren Stofflagen empfiehlt es sich zudem die Nahtzugaben noch auf ca. 0.5cm zurück zu schneiden (und erst danach zu versäubern oder absteppen).
Die Nahtzugaben können auch gestaffelt zurück geschnitten werden: Dabei wird jede Nahtzugabe etwas mehr als die vorherige zurückgeschnitten und es entsteht ein “Stufeneffekt”, dh. jede Nahtzugabe hat eine leicht andere Länge, damit eine schöne gleichmässige Abstufung - eben Treppe - entsteht. Damit verhindert man gerade beim Absteppen dicke Stoffwülste an Ausschnitte, Abschlüsse oder Seitennähte.

Bei Kurven die nach innen liegen, wie einem Ausschnitt, geht man genau umgekehrt vor. Hier wird die Kurve gerade eingeschnitten bis knapp vor die Naht. Auch hier gilt: je enger die Kurve desto näher beieinander liegen die Einschnitte. In der Regel reicht ein Abstand von ca. 1cm von Einschnitt zu Einschnitt.

Wenn das Nähgut nun gewendet wird und die Nahtzugaben nach innen liegen, bräuchte diese mehr Stoff, da sich die Kurve/Strecke verlängert. Wenn keine Einschnitte da sind entstehen dadurch durch die Spannung und den Zug auf die Naht unschöne Zugfalten und die Naht steht unnötig unter Spannung und Druck.

Mit den Einschnitten kann sich die Nahtzugabe an der Kante strecken - es entstehen daraus Triangel, welche die nötige Weite geben und den Zug und die Spannung von der Naht entfernen. Die Naht liegt so schön flach.
Auch hier können die Nahtzugaben noch (stufig) zurückgeschnitten und versäuert/abgesteppt werden.

Falls du dies noch nicht gewusst hast, probier es doch bei deinem nächsten Nähprojekt mal aus. Und falls du andere Personen kennst, die gerne praktische Nähkniffe kennen lernen möchten, leite ihnen doch den Link zu diesem kleinen Tutorial weiter.

XX, Denise